Ein flüchtiges Klopfen an der Tür, dann betraten feste Schritte das Haus - der Vampir, den sie noch nie ohne seine Sonnenbrille gesehen hatte, wieder in einen eleganten schwarzen Anzug gekleidet, zu dem er diesmal ein Hemd in metallischem Blaugrau trug.(Gilde der Jäger - Engelskrieger von Nalini Singh. Kapitel 15, Seite 169-170)
"Da sind Sie also, Sorrow." Eine beinahe sanfte Bemerkung mit einem leisen, rasiermesserscharfen Hauch von Spott. "Sieht so aus, als müsste ich Sie besser im Auge behalten."
Honor ließ ihre Waffe wieder in ihr Schulterholster zurückgleiten und beobachtete, wie er die Sonnenbrille abnahm. Seine leuchtend grünen Augen mit schlitzförmigen Pupillen waren die einer Viper.
"Okay", sagte sie, ohne gegen den Drang anzukämpfen, ihn anzustarren, "damit hatte ich nicht gerechnet."
Sie mussten echt sein, der Grund für seine Sonnenbrille. Doch obwohl sie das wusste, hatte ihr Gehirn Schwierigkeiten, den Anblick zu verarbeiten, so fremdartig war er.
Ein bedächtiges Lächeln. Die Wärme seiner Haut, so dunkel wie Zimt, stand in merkwürdigem Kontrast zu den Augen einer Kreatur, deren Blut eiskalt war. Die Worte, die er an Sorrow richtete, waren jedoch gnadenlos.
"Wenn Sie das nächste mal ihren Wachen entkommen, finde ich eine hübsche, komfortable Unterkunft in einer Zelle für Sie. Oder vielleicht würde ein Käfig bessere Dienste leisten."
Der Mund der jungen Frau spannten sich. Dann warf sie dem Vampir ihre halb volle Kaffeetasse an den Kopf.
"Du kannst mich mal, Venom." Mit einer reptilienhafte schnellen Bewegung wich der Vampir dem Geschoss aus. Er fauchte, als die Tasse an der Wand zerbrach und sich ein Schwall Kaffee auf seinen feinen Anzug ergoss. In diesem Moment war nichts Menschliches mehr an ihm - nur noch ein Raubtier auf der Jagd. Noch bevor er sich aus der geduckten Haltung erhoben hatte, in der er nach dem Ausweichmanöver vor der Tasse gelandet war, hatte Honor ihre Waffe auf ihn gerichtet.
"Es reicht", sagte sie und meinte damit alle beide. "Sorrow, räumen Sie das Chaos auf. Venom, Sie gehen raus."
Der Vampir feixte, Strähnen seines schwarzen Haares fielen ihm ins Gesicht, das in seiner unheimlichen Andersartigkeit erschreckend attraktiv war.
"Eine Spielzeugpistole Ihnen nichts nützen." Plötzlich stand er vor ihr, lange, starke Finger schlossen sich um ihren Oberkörper, obwohl sie ihn nicht einmal hatte mit der Wimper zucken sehen. Das war zu viel. Sie betätigte den Abzug. Der Krach war gewaltig in diesem geschlossenen Raum. Sorrows Schrei hallte als Echo wider. Venom ging zu Boden und hielt sich das Bein. Honor steckte ihre Waffe ins Holster zurück und griff wieder nach ihrer Kaffeetasse, überrascht von ihrer eigenen Ruhe. "Nicht anfassen! Nie!"
Der Vampir zog eine Grimasse sich auf, den Rücken an die Wand gestützt. Er presste die Hand auf seinen Schenkel, aus dem das Blut mit einer Geschwindigkeit gepumpt wurde, die für einen Sterblichen den Tod bedeutet hätte.
"Haben Sie eine Ahnung, wie scheißteuer dieser Anzug war?"
Montag, 21. Mai 2012
Zitat: Venom und seine Kleidung
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen