Lautlos glitt sie wieder auf ihn zu. "Du hast dich sehr verändert, seit wir uns zuletzt in jenem Wald getroffen haben. Und ich glaube, das ist der erste selbstlose Akt, den du jemals vollzogen hast."(Black Dagger - Bruderkrieg von J.R. Ward. Kapitel 26, Seite 276-279)
Er atmete langsam aus, ein wundervolles Gefühl der Erleichterung sang in seinen Venen.
"Es gibt nichts, was ich nich für sie tun, nichts, was ich nicht für sie opfern würde."
"Das ist ein glücklicher Umstand für dich", murmelte die Jungfrau der Schrift. "Denn zusätzlich dazu, dass du die Bestie in dir halten musst, verlange ich von dir, Mary aufzugeben."
Rhage zuckte zusammen, überzeugt, sich verhört zu haben.
"Ja, Krieger. Du hast mich vollkommen richtig verstanden."
Ein tödlicher Schauer durchfuhr ihn und nahm ihm den Atem.
"Höre, was ich dir biete", sagte sie. "Ich kann sie aus dem Kontinuum ihres Schicksals befreien und sie wieder gesund und unversehrt machen. Sie wird nicht altern, sie wird niemals krank sein, und sie wird selbst entscheiden, wann sie in den Schleier einzugehen wünscht. Und ich werde ihr die Wahl lassen, das Geschenk anzunehmen. Jedoch wird sie nichts von dir wissen, wenn ich ihr diesen Vorschlag unterbreite. Und ob sie einwilligt oder nicht: du und deine Welt werdet ihr für immer verborgen bleiben. Gleichermaßen werden jene sie nicht erkennen, denen sie bereits begegnet ist, auch nicht die Lesser. Du wirst der Einzige sein, der sich an sie erinnert. Und solltest du dich ihr jemals nähern, wird sie sterben. Sofort."
Rhage schwankte und fiel nach vorn. Im letzten Moment fing er sich mit den Händen ab. Eine lange Zeit verging, bevor er in der Lage war, einige Worte hervorzupressen.
"Ihr müsst mich wahrlich hassen."
Ein leichter elektrischer Schlag durchzuckte ihn, und er merkte, dass die Jungfrau der Schrift ihn an der Schulter berührt hatte.
"Nein, Krieger. Ich lieber dich, mein Kind. Die Bestie diente dazu, dich Selbstherrschung zu lehren. Deine Grenzen zu erfahren, den Blick auf dein Inneres zu richten."
Er hob den Blick zu ihr empor, ohne sich darum zu kümmern, was sie darin lesen konnte: Hass, Schmerz, den Drang, um sich zu schlagen.
Als er schließlich sprach, zitterte seine Stimme. "Ihr nehmt mir mein Leben."
"Genau darum geht es", entgegnete sie in einem unendlich sanften Tonfall. "Das ist Yin und Yang, Krieger. Dein Leben gegen ihres. Das Gleichgewicht muss erhalten bleiben, Opfer müssen gebracht, wenn Geschenke dargeboten werden. Wenn ich diese Frau für dich retten soll, musst du mir ein Pfand geben. Yin und Yang."
Er senkte den Kopf.
Und schrie. Schrie, bis ihm das Blut ins Gesicht stieg und schmerzte. Bis seine Augen überflossen und ihm beinahe aus dem Schädel sprangen. Bis seine Stimme versagte uns in Heiserkeit verebbte.
Als er geendet hatte, richtete er seinen Blick nach vorn. Die Jungfrau der Schrift kniete vor ihm, der Umhang lag um sie herum ausgebreitet wie eine schwarze Lache auf dem weißen Mamor.
"Krieger, ich würde dir das ersparen, wenn ich nur könnte."
Gott, er glaubte es beinahe. Ihre Stimme war so frei von Zorn.
"Tut es", sagte er rau. "Lasst ihr die Wahl. Lieber soll sie lang und glücklich leben, ohne von mir zu wissen, als jetzt zu sterben."
"So sei es."
"Aber ich flehe Euch an ... gewährt mir einen Abschied. Gewährt mir, sie ein letztes Mal zu sehen."
Die Jungfrau der Schrift schüttelte den Kopf.
Der Schmerz riss ihn beinahe entzwei, er wäre nicht erstaunt gewesen, Blut auf seinem Körper zu entdecken.
"Ich bitte-"
"Die Frahe lautet: jetzt oder niemals."
Rhage erschauerte. Schloss die Augen. Spürte den Tod auf sich zuschreiten, so sicher, als hätte sein Herz zu schlagen aufgehört.
"Dann sei es jetzt."
Sonntag, 23. September 2012
Zitat: Wahre Liebe ! (2/2)
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